Wochenendspiegel: Gute Wünsche zum Neustart

Wenn ich so die Branchenmagazine lese, Print-Krise überall, da erschien es mir wie eine Randnotiz, als ich im Juli vom Aus des Wochenspiegel erfahren hatte. Schade, aber unausweichlich. Doch heute morgen bekam ich eine Mail mit einer Frage, die sich auf einen Artikel im „Wochenendspiegel“ bezog.

Was ist das denn, hat der Schreiber sich vertippt? Aber den Wochenspiegel gibt es doch nicht mehr?

Ich habe kurz im Netz gesucht, aber nichts gefunden. (Das war eine Stunde, bevor Kollege Starowy im Flurfunk darüber geschrieben hatte.) Also beim Rausgehen auf den Treppenstufen geguckt, und wirklich: Da liegen zwei Zeitungen mit dem Titel vor der Tür. Die Ähnlichkeit mit dem Wochenspiegel ist unverkennbar. Passt zu dem Projekt, dass nichts im Netz veröffentlicht wird, bevor nicht alle 85.510 Exemplare aus der Berliner Druckerei verteilt sind.

Unter dem Titel „Rauschen im Blätterwald“ lese ich: …“dass sich eine engagierte Gruppe ehemaliger Wochenspiegel-Mitarbeiter zusammen geschlossen hat, um zu beweisen, dass auch in einer sich wandelnden Medienlandschaft Platz für eine zweite Wochenzeitung ist – neben den derzeitigen Möchtegernmonopolisten ….“ kein Seitenhieb, schon ein Schlag auf die Freie Presse, zu welcher auch das Anzeigenblatt Blick gehört.

Richtig befreiend, solche kritischen Töne. Auch dass der offizielle Grund für das Aus, der Mindestlohn für Zusteller, „fadenscheinig“ genannt wird, weil der Mindestlohn erst in voller Höhe ab 2017 gelte.

Also Hut ab! Diesen Mut zu haben, das ist wirklich frischer Wind im Chemnitzer Blätterwald. Da schließe ich mich den guten Wünschen zum Neustart gern an. Das wichtigste ist die Medienvielfalt.

Aber auch dieses „wir lassen uns nicht unterkriegen, wir machen es ganz anders“ fasziniert mich.  Zum Beispiel dass man auch über den Geschäftsführer Olaf Haubold praktisch nichts im Netz findet. Ein Detail entdecke ich auf der Seite seiner Agentur: die haben mit dieser sehr guten Broschüre über ein vor dem Zusammenbruch gerettes Waldlokal zu tun. Die Broschüre habe ich vor fünf Jahren gekauft und freue mich seitdem, wie das Lokal floriert. Das ist doch schon ein gutes Omen für den Wochenendspiegel!

 

 

 

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