Blieb es früher manchen Weihnachtspredigten vorbehalten, auf den Kontrast zwischen der unfriedlichen Welt und dem Kommerz-Fest hinzuweisen, so ist das in diesem Jahr auf den Titelseiten. Aleppo. „Did you hear the news from Aleppo?“ fragte mich gestern ein syrischer Freund. Meine Antwort war unterlegt mit viel Ratlosigkeit und schlechtem Gewissen.
Und es ist ja noch gar nicht Heiligabend. Wieder rufen manche in meiner Twitter-Timeline „Jemen„. Fünfzig Flüchtlinge sind nach Afghanistan abgeschoben worden – Pro Asyl versucht Aufmerksamkeit durch einen Adventskalender herzustellen.
Ich werde nicht weiteres aufzählen. Ihr wisst, dass ich die Weltlage verfolge. Und seit meinem Politikstudium hat sie sich mehrfach gedreht. Zuletzt in diesem Jahr, seit die einen in größerer Zahl als bisher hier mit Helfern ihre persönliche Lösung auf all die Schrecken suchen – Flüchtlinge auf der Suche nach einem neuen Anfang oder wenigstens einer sicheren Bleibe für den Übergang – und die anderen in der Abwehr ihre Zuflucht suchen. Gegen fremdenfeindliche Demos hat man noch Mahnwachen veranstaltet. Was tut man gegen die Antworten aus dem Sachsenmonitor?
Ja, man kann viel tun, ich weiß. Es gab und gibt Lösungen für viele Probleme. Wenn der Grundwert aber der Egoismus ist, wird es schwierig. Überall übrigens. Die Reichen in den meisten Ländern raffen eher für sich und sorgen nicht für soziale Stukturen.
Trotzdem werden wir nicht müde. Müdigkeit droht angesichts der ungewohnten Zahl der schlechten Nachrichten. Sich umzustellen in der Wahnehmung und Verarbeitung kostet Kraft. Hilfreich ist – und das ist mein persönlicher Kommunikationstipp: die dunklen Sätze der Bibel bewusst wahrzunehmen. Es gibt das Böse, es gibt Kampf, es gibt schreiendes Unrecht. Die Texte aus der Advents- und Weihnachtszeit waren nicht in friedliche Zeiten hinein gesprochen. Und dann noch einmal zu überlegen, ob da der Weg zum Licht ist.
Stellvertretend denke ich an diesen Satz aus Jesaja „Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“ Aber lest auch einmal das Drumherum. Oder wagt euch an die Apokalypse.
Aleppo Weihnachten 2017. Wenn Merkel „die Not das Herz bricht“, aber man die Grenzen dicht macht, ein paar Tage zuvor noch auf dem CDU-Bundesparteitag verspricht, etwas wie 2015 werde sich nicht wiederholen – weil die Partei das hören will, weil sie denkt die Mehrheit der Wähler will das – dann rate ich, noch genauer auf die Werte zu gucken. Und wünsche allen, die auf diesem Weg sind, viel Kraft und Munterkeit. Frohe Weihnachten 2017!