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#Pflegetag

Heute mal ganz kurz, in 140 Zeichen +. Ich arbeite mich langsam zu meinem Lieblingsthema vor, jedoch lege ich die meisten Kongresseinladungen noch sorgsam ab. Der 7. Mai in Leipzig und der 11. Deutsche Seniorentag in Frankfurt sind ziemlich fest im Kalender, den 2. Pflegetag bekam ich nur über Twitter mit.

Aber was heißt nur. Immerhin und das massiv. Ohne dass ich schon eine Strategie umsetze, haben sich so viele Twitterer aus der Pflege in meiner TL gesammelt, dass ich das Ereignis nicht übersehen konnte.

Und jetzt erlebe ich einen Pflege-Kongress, den ich so über Twitter verfolgen kann wie … zum Beispiel Grünen-Parteitage. Gestern trendete #Pflegetag sogar! Es gibt ja das Wort fremdschämen, ich fühlte Fremdstolz.

So möge es weitergehen, um die Poltik und die Medien zu erreichen, ist Twitter ja ein sehr gutes Medium. @Jensspahn zum Beispiel hat von mir schon in der letzten Legislatur entsprechende Tweets bekommen.

Pflegetag

 

 

Erste Bloggerin im Pflegeheim

Ej, da gibt es wirklich eine Bloggerin aus einem Pflegeheim, lese ich. Ich behaupte mal, die erste. Als wir damals 2009 bei evangelisch.de mit dem Thema „Wenn die Eltern älter werden“ begonnen haben, hatten wir auch einen bloggenden Pflegeschüler gefunden, der regelmäßig Beiträge verfasst hat. Aber einen Blog einer Bewohnerin gab und gibt es noch nicht. Ich habe oft gesucht und gerade bei Google noch einmal geschaut, sie steht schon auf der zweiten Seite.

Allerdings ist sie noch keine 50 Jahr alt und wegen ihrer MS und letztlich wegen ungenügender angemessener Versorgungsstrukturen im Pflegeheim. Warum gibt es keine WG-Struktur für Leute ihres Alters?

Am 7. Mai 2013 begann sie:  Bevor ich anfange, Geschichten aus dem Altenheim zu erzählen, will ich mich kurz vorstellen:

Seit 1994 bin ich, im Alter von damals 27 Jahren, an Multipler Sklerose erkrankt. Die offizielle Diagnose erhielt ich ein Dreivierteljahr später. Seitdem habe ich unzählige Schübe gehabt, die sich jedoch anfangs immer komplett zurück bildeten. Seit 2002 bin ich Berufsunfähigkeitsrentnerin, erst befristet, jetzt unbefristet. Stück für Stück löste sich meine damalige Wirklichkeit auf. Aufgabe des Berufs, Aufgabe des geliebten Sports – Karate – ,  Aufgabe des einen Musikinstruments – Waldhorn – , Aufgabe verschiedener Posten bei der DMSG-Krefeld, Aufgabe der eigenen Wohnung, Aufgabe des eigenen Autos und des selbst Auto-Fahrens, Aufgabe des zweiten Musikinstruments – Querflöte – , …

Doch nun ist es Zeit, dem Wort “Aufgabe” eine andere Bedeutug zuzumessen:

Ich suchte eine neue, kreative Aufgabe, die mir jetzt noch möglich war. Die starte ich jetzt hier mit diesem Blog!

– Und die Aufgabe löst sie mit Bravour. Erst mal Hochachtung, dass sie überhaupt auf diese Weise das beste aus ihrem Aufenthalt macht. Und nicht nur im Bloggen, nein, sie bringt sich mit ihrer Persönlichkeit und ihren geistigen Fähigkeiten auch sonst intensiv in das Heim ein. Sie beobachtet und beschreibt das Heimleben liebevoll-kritisch. Ich werde den Blog „Meine Erlebnisse im Altenheim“ intensiv verfolgen.

 

Politik für die Pflege

Gestern war Tag der Pflege. Erstens sowieso am 12. Mai, zweitens speziell als Aktionstag „meiner“ Diakonie. Was liegt näher, als dass ich mich auch einmal von Seiten der Politik für das Thema einsetze? Schließlich hat Chemnitz einen beträchtlichen Altersdurchschnitt, auch wenn wiederum der Stadtteil Sonnenberg der jüngste ist.

In unseren Zielen für den Wahlkreis, die wir in einem extra Faltblatt veröffentlicht haben und zur Zeit in die Briefkästen tragen, steht es drin: „Für ein Leben im Alter im vertrauten Wohnumfeld vorsorgen („Generationenfreundliches Quartier“)“. Der Begriff „generationenfreundlich“ gefiel meinen Mitstreitern spontan gut.

Sehr gut, dass an vielen Orten „Rettungspakete“ mit Unterschriften für Politiker zusammengestellt und übergeben wurden. In Chemnitz ist das allerdings mit einer Einladung an Bundestagsabgeordnete erst später geplant.

Ich werde das auf jeden Fall verfolgen, so oder so. Denn auch wenn sich der Tag dem klassischen Pflegethema widmete, die kommunale Seite verlangt zunehmend Beachtung. Über eine Website der Bertelsmann-Stiftung kann man sich übrgens die Planungsdaten einfach anzeiegn lassen: http://www.wegweiser-kommune.de/datenprognosen/pflegeprognose/Pflegeprognose.action

„Betrug und Korruption in der Pflege“

Betrug und Koruption in der Pflege – heute sind die News-Einträge voll davon. Die Geschichte ist aus den Nachrichten der letzten Tage schnell verknüpft: Der Pflege-TÜV wird verschärft, und das System der Pflege ist von betrügerischen Geschäftemachern durchsetzt. „Schlimm, wer räumt da auf?“

Ich behaupte, es gibt keinen  Bereich in der Berichterstattung, der gleichermaßen in der Falle zwischen Unkenntnis, Betroffenheit und Business steckt. Da mögen die Genforscher und -bekämpfer, das Militär und die Pazifisten, dagegen halten.

Unkenntnis: Wer weiß, wie der Pflege-TÜV entwickelt wurde, auf welchen fachlichen Standards er aufsetzte? Das wissen viele Fachleute, immerhin. Wie viele gute Noten aber echt sind und wie viele durch Betonung der Doku und die entsprechende zielgerichtete Fortbildung der letzten Jahre entstanden, weiß niemand. Und fragt kaum jemand. Sinnvolle evidenzbasierte Systeme wie Wingenfeld-Engels kennen Journalisten nicht – mit Ausnahmen – 😉 . Einige trommeln zwar dafür, aber wenn die Bundesregierung eine Studie bezahlt und sie dann in der Versenkung verschwinden lässt, was dann?

Betroffenheit: Es geht uns alle an, wir werden alle älter, jeder in der Redaktion hat irgendwo seine eigene Angst oder mindestens die um Angehörige: was mache ich, wenn meine Mutter auch noch pflegebedüftig wird? Nicht zuletzt gibt es den SPIEGEL-Bestseller „Mutter, wann stirbst du endlich?“ Kriege sind weit weg, Gensoja kommt mir nicht auf den Teller (meine ich zumindest …), aber alt werde ich, wenn ich nicht jung sterbe. Das ist das Einfallstor für das reißerische Aufblähen, unter dem die Pflege so leidet und versucht, sich zu wehren.

Business: Ich sage selbst, meine Themen sind Pflege und Gesundheitswirtschaft. Klar ist es ein Business. Aber da müssen wir genau hingucken. Die Lebensqualität, die Beziehungen, die lebensnotwendige Zuwendung bis zum Schluss ist kein Business. Aber wieviel Zeit jemand hat, um diese Zuwendung praktisch werden zu lassen, hat viel mit Geld zu tun. Und seit im Neoliberalismus der Gedanke aufkam, dass der Markt die beste Steuerung sei, müssen die Pflegeeinrichtungen auf’s Geld gucken. Irgendjemand muss es bezahlen. Und am Ende sind es oft genug die Pflegekräfte selbst, die nicht auf die Uhr schauen. Schlimm, dass da Geschäftemacher, die aus diesem Business, weil es privatwirtschaftlich ist, den Profit rausziehen können, ihr Unwesen treiben und den Ruf aller schädigen. Dagegen muss man vorgehen, aber wie geht das?

So lange das System nicht anders ist, muss jemand für einen, der es braucht, Verantwortung übernehmen für die Pflege und alle Leistungen. Und das ist schwierig.

Die Marktideologie „Kunde-Dienstleister“ wird schon ewig von den Experten kritisiert, weil es eine Dreiecksbeziehung mit dem Kostenträger ist. Zum Beispiel können Angehörige sehr wohl entscheiden, wo die Hilfsmittel gekauft, aber sie müssen sich dann selbst kümmern. Als Beispiel: Weil wir unbedingt wollen, dass für den Rollstuhl keine große Hilfsmittelkette angefragt wird (aus Prinzip für kleine und mittlere Betriebe im Stadtteil), rufe ich bei der Kasse an und frage nach. Und die Ansprechpartnerin, die ich als hilfreich und kompetent in Erinnerung habe, schleudert mir als erstes ein „Da sind Sie bei mir ganz falsch“ entgegen, da sei der Kollege da und da zuständig. Gut, der war erreichbar, die Sache läuft. Aber Ermutigung zur kompetenten Marktteilnahme sieht anders aus.

Letztlich ist das wichtigste, sich die Betreuung durch vertrauenswürdige Dienstleister zu holen, also frühzeitig einen nicht-profitorientierten Pflegedienst einzuschalten. Und dann die Aufgabe anzunehmen. Wieviele machen sich als Laien zu IT-Experten, weil man mitreden will und es ja auch Geld kostet? Wie wär’s, sich mehr mit dem Alter zu beschäftigen?

P.S.: Gerade war der Text fertig, da kam diese PM von welchen, die sich noch wehren. Wie die wohl aufgegriffen wird?

Pflege nicht unter Generalverdacht stellen –  DEVAP kritisiert pauschale Vorwürfe
Berlin, den 15.08.2013. Zur breiten Berichterstattung zu einer Studie von „Transparency International“ erklärt Renate Gamp, Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP):  „Die Studie beschränkt sich leider in weiten Teilen auf Pauschalisierungen. Es gibt keine Zahlen, keine sonstigen Belege. Das führt uns sachlich nicht weiter. ‚Transparenzmängel, Betrug und Korruption im Bereich der Pflege und Betreuung‘ – die Titelgebung ist unsachlich und irreführend, denn sie lässt vermuten, dass Betrug und Korruption die Pflege maßgeblich prägen. Im Text selbst fehlt die Einordnung, ob es um zwei oder 2000 Fälle geht. Auch gibt es Schwachstellen und sachliche Fehleinschätzungen.“

Renate Gamp weiter: „Es geht nicht darum abzustreiten, dass es auch im Bereich der Pflege zu Korruption und Betrug kommen kann – wie überall, wo Menschen arbeiten. Grundsätzlich muss dies, wie überall, eindeutig bekämpft werden. Aber von wenigen Einzelfällen auf eine gesamte Branche zu schließen, ist ein unzulässiges Verfahren“, stellt Renate Gamp klar. „Solche Berichte schaden dem Image der gesamten Pflege und dem Ruf von rund 24.000 stationären Pflegeeinrichtungen und Diensten, die sich nun zu Unrecht einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen. Das kritisieren wir scharf. Die Pflege hat es nicht verdient, unter Generalverdacht gestellt zu werden. Dagegen wehren wir uns.“

„Davon abgesehen stellen die Autoren zwar bekannte, aber richtige Forderungen auf, die auch der DEVAP seit langem erhebt“, erklärt die DEVAP-Vorsitzende. „Wie die Autoren fordern wir, den ‚Behörden-Dschungel‘ zu lichten. Die unübersichtlichen gesetzlichen Verordnungen und Verwaltungsregelungen verursachen den Einrichtungen und Diensten bei der Organisation ihrer Arbeit erheblichen Aufwand. Das ist Zeit, die für die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen besser investiert wäre. Und wie die Studienautoren kritisieren wir, dass die Pflegenoten die Qualität der Pflege nicht messen und setzen uns daher für einen Systemwechsel ein. Es ist sehr bedauerlich, dass die Medien allein die skandalisierenden Aussagen des Berichts aufnehmen, aber zu wenig über diese Ansätze zur Verbesserung des Gesamtsystems berichten.“

 

 

 

„Altenheime bald unbezahlbar“

Mit der Pflege kann man Aufreger-Themen plazieren. Dieser Artikel aus der WELT am Sonntag gestern, und schon drucken viele Medien die Nachricht nach.

Und das, wo man mit ein bisschen Sachkenntnis sofort gegenhalten könnte: Das ist nicht Neues. Erst seit der Einführung der Pflegeversicherung gibt es mehr „Selbstzahler“ im Heim. Erst so erreichen es Bezieher normaler Alterseinkünfte, dass sie vieleicht in den niedrigen Pflegestufen mit dem Zuschuss der Pflegeversicherung auskommen. Der ist aber nicht in dem Maße gestiegen, wie es nötig wäre. Wenn deshalb die Zahl der Selbstzahler anscheinend wieder sinkt, kein Wunder.

Intensive Pflege ist teuer. Und dazu braucht es die Allgemeinheit, den Sozialstaat. Konkret übernimmt die Sozialhilfe das, was zu viel ist. Das gilt auch im ambulanten Bereich, zum Beispiel für diese gute Demenz-WG, über die ich neulich geschrieben habe. Da müssen auch die Angehörigen ersten Grades ihren Beitrag leisten, aber es gibt Grenzen, so dass es – ich sag’s hier im Blog mal locker ohne Beispielzahlen – nicht so schlimm für sie ist.

Wer genug Geld hat, der muss es dafür aufwenden, klar. Dennoch  ist die Pflegeversicherung die große Vermächtnis-Schon-Aktion. Eine einfache Rechnung – der Zuschuss wird gezahlt, der Betrag geht nicht vom Erbe ab.

Wenn angesichts dieser Nachricht die Idee ins Gespräch gebracht wird, Pflegeheime ins Ausland zu verlagern wie die Autoteileproduktion, dann steckt ein klares politisches Interesse dahinter. Erstens die Idee, dass ein stabiles Sozialsystem nötig ist, zurückdrängen. Das ist schon bei der allgemeinen Diskussion um die Zuschussrente so. Und zweitens jede Regung, dass Pflegekräfte besser gestellt werden müssten, im Keim ersticken. Es ist ja kein Geld da! Die armen Alten! Wer wird da so selbstsüchtig sein und an die Geldbeutel der Pflegekräfte denken!

Als letztes will ich die positive Seite sehen: Es ist völlig richtig, angesichts der Hilfsbedürftigkeit am Lebensende auch zu rechnen und kreativ zu werden. Der Sohn, der zuerst seine Mutter und andere Alzheimerkranke in Thailand untergebracht hat, hat dort seinen Lebensmittelpunkt. Oder angesichts der Krise in Spanien und Griechenland kann der Gesetzgeber sicher seine Bestimmungen für die Zahlung von Pflegeversicherung und Hilfe zur Pflege durchleuchten, ob nicht für manche Deutschen, die dort hin gezogen sind und kaum Kontakte in der Heimat haben, vor Ort besser Hilfe organisiert werden kann als dass sie zwangweise zurückkommen. Das müsste dann aber entschlossen angegangen werden. Die Probleme dürften nicht allein bei den Auslandsgemeinden und Konsulaten landen.

Sonst ist es ein Nebelkerzenwerfen. Und das hilft niemand.

Als Expertin zu „zukunft.pflegen+begleiten“

Im Juni gibt es einen Kongress mit dem Titel „zukunft.pflegen+begleiten“. Es ist der 3. Kongress für Lernende und Studierende in Pflege und Assistenz. Dazu haben sich alle aus Pflege und Behindertenhilfe der Diakonie zusammengetan, angeführt vom Deutschen Evangelischen Krankenhausverband. Für den Nachwuchs gibt man sich viel Mühe. Der Hauptteil des Kongresses wird von „Open-Space-Foren“ gebildet. Die Mädels und Jungs können einfach von einem Thema zum anderen laufen, so lange stehenbleiben und mitdiskutieren, wie es ihnen etwas bringt. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Ich bin als Expertin zum Forum „Ora et labora – unsere Arbeit und was sonst noch vom Himmel fällt“ eingeladen.

Ich muss jetzt vorab für die Kongressseite ein Statement formulieren, was mich mit dem Kongress verbindet, was ich den Teilnehmenden wünsche und  wo meine Schwerpunkt zum Thema liegen. Also, was ich als Journalistin mit Schwerpunkt Pflege und Gesundheitswirtschaft zu Spiritualität, Religionen, Umgang mit dem Sterben, mit Emotionen etc. zu sagen habe.

Spannend! Als Journalistin frage ich gern mal nach der Motivation von Leuten in der Pflege. Oder zitiere sie, wenn sie von sich aus etwas davon äußern. Aber dass so etwas direkt auf einem Kongress angesprochen wird, ist noch recht neu. Auch bei einem der Diakonie.  Mal sehen, wie das Thema überhaupt ankommt, wie viele sich dazu anmelden.

 

Ich selbst als Leserin

Heute mache ich mich daran, die Seite weiter zu bearbeiten. Das dauert – weil ich ins Schmökern gerate. Beim Verlinken der alten Artikel wieder reinschaue, nachlese. Manche gefallen mir richtig gut, bei anderen kommt mir jetzt im Nachinein die Idee, wie die Geschichte hätte runder werden können.

Ich denke auch an Leute, über die ich geschrieben habe. Von einigen weiß ich, dass sie nicht mehr leben. Über andere werde ich wieder einmal etwas schreiben. Wie ging es weiter? Diese Frage ist gerade beim Älterwerden berechtigt. Taugen die Lösungen?

Pflege & Gesundheitswirtschaft

Das Thema Alter und Pflege kommt. Für jeden. Für alle. Deshalb ist es mein Lieblingsthema. Ich kenne die Fachdiskussionen. Und als Vertreterin der „Babyboomer-Generation“ weiß ich: Jetzt wird gestaltet, wie wir selbst einmal im Alter leben werden. Deshalb rede und schreibe ich darüber. Hinter jeder Zahl aus der Bevölkerungspyramide steht ein Mensch. Und hinter jedem Menschen Zahlen – die Gesundheitswirtschaft.