Alle Beiträge des Monats Juni, 2012

Schnüffelsoftware von Google und Sachsen

„Interessante Trends in Ihrer Webaktivität beobachten

Welche Websites rufe ich häufig auf? Wie viele Suchen habe ich zwischen 10:00 Uhr und 14:00 Uhr durchgeführt? Webprotokoll gibt Ihnen Auskunft hierüber und enthält weitere interessante Informationen zu Trends bei Ihrer Webaktivität.“-

Das verspricht Google mir, wenn ich mein Webprotokoll wieder aktiviere. Als Google+ aufkam, habe ich mich damit beschäftigt und festgestellt: Man kann da etwas tun, um den eigenen Datenschutzkriterien zu genügen.

Ausprobieren: Jeder, der sich schon mal bei Google angemeldet hatte, um irgendeinen Dienst zu nutzen, für den wird zum Beispiel gesammelt, welche Suchanfragen er/sie gestartet hat. Da kann man schon einiges über die Interessen herauslesen. Aber man kann recht einfach alle Häkchen der Zustimmung entfernen.

Denn ich lege keinen Wert darauf, dass mir irgendwann Google voraussagt, wie ich mich entscheiden werde – wie jemand von der Firma mal in einem Interview ankündigte.

Gestern schreckte mich die Nachricht auf, dass Facebook face.com gekauft hat und dann noch besser Personen markieren kann. Picasa macht das ja auch. Da waren auf einmal alle Urlaubsfotos von Menschen – samt der Masken in der Museumsvitrine – zum Benamen präpariert.  Gruselig finde ich das. Wenn ich mal dement bin, dann mag das nützlich sein, die Gesichtserkennungssoftware, die mir den Namen derer, die mir begegnen, auf das Display am Rollator aufblendet. Oder werde ich darauf verzichten wollen?

Jetzt auf jeden Fall noch schnell auf Facebook gucken, dass ich auch alles deaktiviert habe, was mit der Markierung zu tun hat. Und dann den Link zu diesem Blog teilen, dass niemand denkt, ich sei unhöflich…

Sachsen will Software für Blogosphäre-Monitoring

Jetzt überlege ich:  Wie verhält sich dies Datensammeln über mich, was vorgeblich für mich ein Service sein soll, aber klar dem Verkaufen dient, zu dem, was mein Freistaat plant? Ich zitiere aus der Ausschreibung der Staatskanzlei:  „Bereitstellung einer bereits vorhandenen Software zur Beobachtung (Monitoring) der Kommunikation in sozialen Netzwerken und der Blogosphäre (Social Web) für den Freistaat Sachsen; Betrieb der Software auf Rechnern des Auftragnehmers (Betreiberleistung); …..“ – Was wofür wie teuer will Sachsen da was kaufen, fragt sofort der Abgeordnete, für den ich arbeite. http://www.johannes-lichdi.de/datenschutz.html

Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass Sachsen wirklich so etwas anschaffen will. Sicher, ich kenne Inhaltsanalysen und ihre Methoden, aber das macht ein demokratisches Bundesland doch nicht mit seinen Bürgern! Wer stellt denn da die Fragen? Und wer kriegt die Ergebnisse? Und was, verdammt, passiert dann damit?

Ich bin gespannt, ob und wie sich diese Nachricht verbreitet. Als bekannt wurde, dass die Schufa soziale Netzwerke nutzen will, gab das ja einen deutlichen Abwehrsturm. Irgendwie nervt es auch, dass man sagt, schon wieder Sachsen. Aber da wehre ich mich: Das liegt nicht an Sachsen, sondern an denen, die es derzeit und schon lange regieren. Wie  Antje Hermenau sagte: Die beste Imagekampagne für Sachsen wäre eine neue Regierung.