Kennt Ihr das? Da will man zu Weihnachten etwas basteln. Letztes Jahr hatte ich schon einen Blogbeitrag „Weihnachten ist Kommunikation“ gebastelt, statt Karten und Geschenke.
Was sollte es dies Jahr sein? Die Idee greift auf meine Vergangenheit zurück. „Brot für die Welt“ kennt fast jeder. Zu meinen Öffentlichkeits- und Pressesprecherinnenaufgaben gehörte auch, alle Jahre wieder unsere evangelische Spendenaktion möglichst breit in die Hamburger Öffentlichkeitsarbeit zu bringen. Gemeinsam mit den kreativen KollegInnen machte das viel Freude.
Gestöhnt habe ich bzw. haben wir aber über die allgemeinen Bilder und Slogans in Kirchensprache – am liebsten davon gleich mehrere. Wenn jedes Jahr am 1. Advent eine neue Aktion eröffnet wurde, gut, aber wenn dabei der Wiedererkennungseffekt auf der Strecke blieb und kein Mensch verstand und behalten konnte, was nun die eine Kampagne von der anderen unterschied … . Dass „Brot für die Welt“ nicht mit traurigen Patenkindern warb, sondern auch politische Inhalte transportieren wollte, das verteidigten wir ja gern. Und dass man nicht für zehn Säcke Reis spenden konnte, sondern für komplexe Projekte. Aber die Vermittlung hätten wir gern einfacher, markanter gestaltet. Das konnten wir als einer von über 20 Landesverbänden der Diakonie nur eingeschränkt beeinflussen.
Und dann tauchte eine neue Agentur auf, die mit ihren Entwürfen sowohl die Insider in der Zentrale von „Brot“ wie auch die Außenwelt überzeugte. Ich kannte sie noch als „Buttgereit und Heidenreich“. Kurz vor meinem Wechsel nach Hamburg in der Phase „Was mach‘ ich denn jetzt mal Neues?“ hatte ich sie kontaktiert, weil ich mitbekommen hatte, dass da kreative, unkonventionelle Christen etwas gegründet haben. Sie haben mich eingeladen, wir haben uns darüber unterhalten, wie wichtig gute Konzepte sind, dass der Kunde oft mit etwas ganz anderem zufrieden ist, als er es sich vorher vorgestellt hatte. Ich war nicht wirklich auf Stellensuche in Haltern am See und sie nicht wirklich auf Personalsuche, es war ein Kennenlernen. Und seitdem verfolgte ich froh, was da an Gutem in die Welt gesetzt wurde. Die Auszeichnungen für die Plakate sprechen für sich und auch die Menge an kostenlosen Plakatwänden, welche „Brot für die Welt“ dadurch bekommen hat.
„Weniger ist leer“ zum Beispiel, was die Agentur als Beispiel für „Positionierungsdesign“ beschreibt. Genau! sage ich, das war die Aufgabe: „Wie kann das Anliegen der Aktion „Brot für die Welt“ auf allgemeinen Anschlagflächen so dargestellt werden, dass Aufmerksamkeit erzeugt wird, Spenden generiert werden und gleichzeitig langfristig auf das Markenkonto dieser weit über kirchliche Kreise hinaus bekannten Marke eingezahlt wird?“ Langfristig! Markenkonto!
Dies Jahr war ich extra am 1. Advent bei der landesweiten Eröffnung der 55. Aktion, diesmal in Chemnitz. Ich verlinke den meines Wissens einzigen Artikel darüber und muss schmunzeln: das abgebildete Plakat mit der Stolle ist sächsisch. Wenn es so eine gute Idee wie den „Stollenpfennig“ gibt, dann verdrängt die als Bildmotiv das offizielle Plakat. Und ich finde das durchaus berechtigt.
Das neue Kampagnenthema „Land zum Leben – Grund zur Hoffnung“ kam im Gottesdienst zur Sprache und tauchte auf Plakaten im Stadtbild auf. Um es konkret zu sagen, der Slogan ist eher Kirchensprache: es geht um Landraub, dass Bauern verdrängt werden, weil irgendwelche Investoren den Grund gekauft haben, den sie bebauen. Deutlich gesagt: „Brot für die Welt“ können die Bauern selbst anbauen, wenn sie juristisch-politisch unterstützt werden. Und dafür sollen wir spenden. Wow, ziemlich weit weg von Aktionen, bei denen Kinder ihr Spielzeug, was langweilig geworden ist, für arme Kinder in ein Paket packen.*
Besonders begeisterte mich das Huhn, der „gemeine europäischen Zugvogel“. Da haben die Guten Botschafter versucht, den Zusammenhang, wie unsere Massengeflügelhaltung und die Bevorzugung von Brust, Keulen und eventuell noch Fügeln („Chicken wings“) dafür sorgen, dass der Rest des Tieres exportiert wird und in Afrika den Markt kaputt macht, in ein Plakat zu packen. Was ich in einem Bandwurmsatz quetsche, ist ein Hingucker auf City-light-Flächen.
Ich wollte mit diesem Bild meinen Beitrag anfangen und dann nur erzählen, wie toll das heute bei „Brot für die Welt“ ist. Und dadurch dem Thema weiter zur Verbreitung helfen, denn dieser ästhetische Teller mit Reis wird vielleicht doch lieber plakatiert als ein nacktes Hähnchen.
Doch wie das beim Basteln ist, wenn man nicht rechtzeitig alles Material besorgt hat: Das Bild findet sich nirgendwo im Netz. Die Pressesprecherin von „Brot für die Welt“ hat mir am Freitag Nachmittag zwar Links zu den anderen guten Motiven besorgt, aber nirgendwo ist die ganze neue Kampagne zu sehen. Die helfen könnten, sind im wohlverdienten Weihnachtsurlaub.
Wir basteln das Geschenk gemeinsam
Also, was ich basteln wollte, wird nicht fertig, was tun? Dann schenke ich einen Gutschein! Oder schenke, dass wir es gemeinsam fertig basteln. Zum Beispiel, indem wir überall nach dem Plakat Ausschau halten und es selbst fotografieren und posten oder schicken. Mal sehen, wie schnell das geht.
Zweite Alternative zum Gebastelten ist das Geldgeschenk. Das geht nicht immer, aber hier auf jeden Fall. (Merkt Ihr: das sächsische Konto. Es sollen schon norddeutsche Besserwisserinnen gesagt haben, ein zentrales Konto tue es doch auch, aber das war gestern … . Bei Spenden bis 200 Euro reicht der Kontoausszug für die Spendenquittung, wenn man es im Verwendungszweck vermerkt, keine Quittung und Post zu wollen, halten die sich dran.)
Und als kleinen Geschenkanhänger noch dieser Link, der mir neulich ein weiteres Mal Gefühl von Fortschritt gab: Bettina Gaus schrieb in der taz nach dem Taifun, dass man ohne Zweckbindung spenden solle, und am besten an Organisationen, die Soforthilfe mit langfristiger Aufbauhilfe verbinden. Wenn sich das Wissen verbreitet, dann ist viel geholfen.
Ich wünsche allen frohe und gesegnete Weihnachten!
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* Anmerkung: Pädagogisch ist das wichtig, dass Kinder abgeben lernen. Und natürlich freuen sich Kinder überall über Geschenkpäckchen. Das kann auch mal von Leuten stammen, die man nicht ganz so persönlich kennt. ABER es ist viel besser, wenn ihre Eltern oder andere Bezugspersonen in die Lage versetzt werden, ihnen etwas nach ihrer eigenen Tradition und ihren Bedürfnissen zu schenken. Spendet für Projekte, die Arbeit schaffen, und für Kindergärten und Schulen! Sonst lernen die Empfänger der Päckchen nur falsche Dinge über das reiche Deutschland. Man fühlt sich vielleicht generöser, wenn man etwas einpackt, als wenn man eine Summe überweist. Doch da gilt für mich der Satz des Apostels Paulus „Was hast du, was du nicht empfangen hast?“ Dass ich habe und abgeben kann, kommt von Gott, es gehört mir nicht.