Mit Flüchtlingen direkt kommunizieren

Eine neue Zielgruppe ist im Land. Oder Dialoggruppe, wie manche sagen. Das passt hier besonders gut, denn es geht um den Dialog: mit den Flüchtlingen. In den Angelegenheiten, die sie betreffen, ihren Weg in die deutsche Welt zu finden. Sie sind angekommen, wurden im besten Fall willkommen geheißen. Aber dann sind viele Schritte zu tun. Was und wie, erfahren sie meistens nicht direkt, sondern über Multiplikatoren, berufliche oder ehrenamtliche Betreuer. Das ist ein Nadelöhr. Der Betreuungsschlüssel 1:80 hier für Flüchtlinge in der eigenen Wohnung reicht höchstens für die dringenden bürokratischen Angelegenheiten. Und wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist – dann haben sie diese Betreuung nicht mehr (falls nicht nette Menschen einfach ehrenamtlich weiter helfen.)

Für deutsche Zielgruppen gibt es Infokampagnen zuhauf. Zum Beispiel, um Berufsorientierung zu bieten. Wenn da ein Absender ist und ein Etat, na, dann wird etwas ins Netz gestellt, werden Broschüren gedruckt. Es werden Veranstaltungen konzipiert, durchgeführt… Alles gut, nur für Flüchtlinge gibt es das so gut wie gar nicht.

Rühmliche Ausnahme: In Chemnitz findet morgen zum 5. Mal die Integrationsmesse statt. Letztes Jahr, als schon merklich mehr Flüchtlinge da waren, haben wir mit syrischen Nachbarn und Besuchern der Brücke diese Messe besucht. Da fiel allerdings auf, dass es kaum fremdsprachiges Angebote gab. „Ja, die müssen ja erst mal Deutsch können, wenn sie bei uns arbeiten wollen“, war die Antwort auf meine Frage nach arabischen Flyern.

Natürlich, aber warum muss man erst Deutsch können, bevor man eine Chance bekommt, das deutsche System, wie man Arbeit findet, auch nur ansatzweise zu verstehen? Brauchen wir nicht alle eine Vision von dem, was wir erreichen können, um motiviert zu sein, uns dafür anzustrengen?

Um deutschen Boden zu betreten, dafür haben die Flüchtlinge meist große Anstrengungen auf sich genommen. (Geleitet waren sie auch von viele Gerüchten – mehr dazu in diesem Artikel. Aber angesichts sich ständig ändernder Asylgesetze gab und gibt es auch schwer wenig hieb- und stichfeste Aussagen. Eine Info-Kampagne sollte nicht abschrecken, sondern helfen.)

Um hier Arbeit zu finden außer den üblichen Jobs im Imbiss eines Freundes, brauchen sie echte Informationen. Wie erreicht man sie?

  • Flyer und Broschüren haben die bekannten Nachteile: teuer, unflexibel in der Distribution, schnell veraltet – und schnell verkramt, verloren.
  • Websiten sind oft auf dem Smartphone schwer zu lesen, die Links bis zu dem einen .pdf auf arabisch kaum zu finden, wenn das ganze Menü auf deutsch ist
  • Deshalb ist international Facebook erfolgreich, also habe ich den Facebookauftritt https://www.facebook.com/christian.bruckenbauer gestartet. Extra als Personenseite, denn die Freundschaft, die Beziehungen, sind in den nicht-westlichen Kulturen ja sehr wichtig. Eine Veranstaltung zu besuchen, bloß weil man ein Plakat gesehen hat – eher nicht. Eingeladen zu sein, möglichst persönlich und mehrfach, das klappt eher.

Um Informationen zu vermitteln, haben wir uns als „Brückenbauer Chemnitz e. V.“ mit praktischen Projekten beteiligt. Wir starteten mit der Veranstaltung „Wie finde ich Arbeit?“

Zum anderen speziell mit dem Thema Pflege. Das Projekt „Nachwuchs für die Pflege“ ist in vollem Gange. Im Juli dürfen wir eine Pflegeeinrichtung besuchen. Das Interesse ist da.

 

 

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