Schocken, smac und die Lehren für die Werbung

Als das neue Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz eröffnet wurde, hatte es einen doppelten Vorteil, viele Besucher anzuziehen: Nicht nur die Ur-Geschichte Sachsens auf dem neusten Stand der Museumstechnik darzustellen, sondern das auch in einem besonderen Gebäude. Neben dem Kulturkaufhaus Tietz hat der Schocken in Chemnitz eine Tradition als historisches Warenhaus, und darüber hinaus als Gebäude der Moderne. Der Entwurf des Architekten Mendelssohn wurde durch die Nutzung erhalten und wunderbar wieder hergestellt. Eine geniale Idee, die runde Fensterfassade in den Stockwerken der Geschichte des Gebäudes, seiner Besitzer und Gestalter zu widmen.

Doch als es eröffnet war, traute ich meinen Augen nicht: der Name Schocken verschwand in der offiziellen Kommunikation hinter der Abkürzung „smac“. Ja, für einen Schokoriegel oder für irgendein EU-Programm im berüchtigten Eurospeech wäre das ein pfiffiger Name. Aber doch nicht für den Schocken!

Schocken NameIch habe am Anfang ein paar Mal dagegen an getwittert und freue mich ansonsten an den alten metallgearbeiteten Inschriften „Schocken“,  die aus Denkmalschutzgründen über allen Türen sichtbar bleiben.

Doch heute bei diesem Zeitungsartikel tut es richtig weh: Da klagt das Museum über mangelnde Werbung und möchte seinen Namen an die Fassade schreiben, um „um potenzielle Besucher in ihren Erwartungen abzuholen“.

Man hat also gemerkt, dass etwas versäumt wurde: dies große Gebäude Schocken selbst als Werbeträger nutzen und so dicht mit dem neuen Inhalt zu verbinden wie es das früher als Einkaufstempel war. „Der Schocken ist das Archäologiemuseum in Chemnitz“. Das wäre die kommunikative Botschaft gewesen.

Jetzt ist der Fehler passiert. Und der Denkmalschutz steht auf der Bremse und will keine neuen Schilder genehmigen.

Das ist ein eklatantes Beispiel zum Lernen für die Zukunft. Der Inhalt, der da ist, in einem Gebäude materialisiert, in den Köpfen lebendig, der lässt sich nutzen, aber nicht ignorieren.

Was tun?

– es so lassen wie es ist. Die Schrift auf den Schaufenstern ist ja klar.

– besser: „Schocken“ wieder in die Kommunikation integrieren. Warum nicht „Schocken Museum für Archäologie Chemnitz – smac“?

– Kämpfen, Denkmalschutz gegen Museum, Gewinner / Verlierer und Schuldzuweisungen produzieren. Das wäre die schlechteste Lösung. Ich hoffe auf Besseres.

Übrigens habe ich gerade die berühmte Holzbank ausprobiert. Feucht war sie, der Gewitterregen der Nacht hatte sich in den Längsrissen im Holz gesammelt. Mal ein paar Samen reinstecken? 😉

 

 

 

 

 

 

 

Nächster Beitrag
Die Kommentare sind geschlossen