Kommunikation

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Dieser Satz des Psychologen Paul Watzlawick fasziniert mich. Deshalb handelt dieser Blog von Kommunikation: von Medien, von Werbung, von Design. Und immer von Menschen. So können Sie mich kennen lernen.

Weihnachten 2022 – große Freude!

Was ich dies Jahr in meinem Weihnachtsblog schreiben wollte, war mir neulich schon klar geworden. Ich wollte die Hoffnung voran stellen, die gerade mit dem Advent verbunden ist. Weil er auf das Ende der Welt, die Wiederkunft Christi, aufmerksam macht. Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!

Dass sich die Weltstimmung ja vom zweiten Corona-Weihnachten letztes Jahr hin zu einer für uns ganz neuen und schlimmen Krise gewandelt hat, ist bekannt. Und auch, wie krass viele Menschen abgedriftet sind in ihren Überzeugungen.

Wenn wir etwas schon nicht verstehen und eine Entwicklung nicht voraus sagen können, dann helfen Verschwörungstheorien doch nicht weiter! Wenn die Energie knapp und teuer ist, dann müssen wir persönlich halt sparen, so gut es geht. Ich ziehe mich wärmer an als früher. Und freue mich auf’s Weihnachts-Tauwetter, was allerdings auch schade ist. Wenn wir weiter sind mit den Erneuerbare Energien, dann freue ich mich wieder mehr am Schnee.

Neben dem banal Praktischen ist die Hilfe für die Ärmeren das Gebot der Stunde, wie wir es im Stadtrat mit einem Antrag zu Winterhilfen angeregt haben. Der Antrag wurde in den Gremien hin und her gewendet. Tenor: Es durfte nichts kosten und es würde sowieso alles schon gemacht. Nun ja, am Tag der Sitzung, als wir uns dann entschlossen hatten, den Antrag mit Verweis auf die wirklich von unserer Bundesregierung mittlerweilen auf den Weg gebrachten Hilfen zurück zu ziehen, kam dann sogar eine Pressemitteilung der Stadt zum Wohngeld. Ob die auch mal über Social Media verbreitet wird?

Hilfe – überhaupt die Liebe, die ist wichtig. Je komplizierter die Diskussionen um Waffen und Flüchtlinge sind, um so wichtiger ist die Liebe. Die schließlich mit Jesus und damit auch eng mit Advent und Weihnachten verbunden ist. Dieses „ich war fremd, und ihr habt mich bei euch aufgenommen“ steht. Dadurch rücken einem automatisch weitere Krisen nahe wie die Iran-Proteste, die ich durch meine Kontakte aus der Chemnitzer Brücke intensiv erlebe.

Im Alltag kristallisiert sich vieles heraus, was nicht neu ist. Dass die Innenstadt sich ändert, habe ich schon 2014 zum Thema gemacht. Inzwischen wurden die Straßen belebt durch Geflüchtete, die gern in die Wohnungen ziehen und sich im Zentrum aufhalten. Damit wurde die Frage, wo die Kunden ihren Euro lassen, auch überdeckt. Oder glaubt jemand, dass ohne Flüchtlinge die City voll wäre mit deutschen Einkaufswilligen? Nein, aber wenn wir es nicht schaffen, fremdenfreundlicher zu sein, ziehen Geflüchtete auch noch weg, warnte mich gestern ein iranischer Freund!

Von Seiten der Bundesregierung sind die neuen Aufenthaltsgesetze für Geduldete eine gute Perspektive. Das ist eine der Aufgaben im neuen Jahr, endlich das zu ändern, was wir als Deutschland selbst ändern können. Der Engel verkündigt große Freude, die Geburt des Erlösers. Das hat mich an den Weihnachtswohlfahrtsmarken angesprochen. Ähnliche Idee! Da ich viel mehr Marken habe als ich Briefe schreibe, wird die Botschaft des Engels auch 2023 noch manches Schreiben auf den Weg bringen. Ja, es lohnt sich, weiter daran zu denken. Freut euch, euch ist heute der Heiland geboren!

 

 

Weihnachten 2021 in 2 x 2 Bildern

In der Zeit auf Weihnachten zu, wenn ich an meinen traditionellen Blogbeitrag dachte, war mir klar, dass ich eigentlich schon alles 2020 gesagt hatte. #Pandemie, #Kapitalismus, #Protest, #Impfung, #Mutation – nur damals noch Delta und nicht #Omikron.

Was jetzt? Ich habe dazu 2 x 2 Bilder. Wir machen uns keine Geschenke als Erwachsene, aber wenn ich vor Weihnachten etwas kaufe, und sei es eine neue SD-Karte für die Kamera oder neue Sohlen beim Schuster für Stiefel, empfinde ich das besonders als Geschenk, das einfach so bezahlen zu können. Früher hätte ich mir das gewünscht, oder einen Gutschein. Und da habe ich kürzlich im taz-shop eine kleine Solarlampe bestellt, gleich mehrfach zum Verschenken an andere. Als sie ankam, war trübes Wetter. Diesig, kalt. Eben nicht „weihnachtlich“. Ich habe das Quadrat Richtung Fenster gedreht und wirklich, als ich sie am nächten Tag anschaltete, strahlte sie hell und ließ sich auch gut dimmen. (Wer mehr Erfahrung mit Solar hat als ich, schmunzelt sicher – ja, Solarenergie funktioniert nicht nur, wenn die Sonne scheint.) Was mache ich jetzt damit? Da fiel mir ein Stern aus Pergamentpapier am Küchenfenster auf: mit der Lampe dahinter leuchtete er! Also der trübe Dezembertag sammelt Licht für den dunklen Abend und die Nacht.

Das 3. Bild: Als ich am Sonntag im Gottesdienst war, stand da natürlich schon der Weihnachtsbaum, und es fiel mir auf, dass er mit roten Herzen statt wie sonst mit den komplizierten Strohsternen geschmückt war. Das wird sicher in den Weihnachtsgottesdiensten eine Rolle spielen.

Was auf jeden Fall 2021 andes ist als 2020, ist die sich ausbreitende Nicht-Liebe, Hass, Wut, Verachtung, alles andere wichtiger zu nehmen als das Wohl der Nächsten. Im Sinne der Nächstenliebe, nicht als erweiterter Egoismus. Unverhohlen Chemnitz mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2025 schaden zu wollen, wie es aus der rechtsextremen Partei im Stadtrat Mittwoch vor dem 4. Advent als Ankündigung kam, extra die Hygieneregeln zu übertreten, um die Polizei „auszubrennen“, wie ich in einem Tweet las. Das brauche ich hier nicht zu vertiefen.

Passend dazu stand ein Kreuz im Altarraum, mit Geschenken für Jesus, hieß es in der Predigt. Da stand auch ein Müllsack. Denn das eröffnet die wahre Weihnachtsfreude, die Schuld zu Gott zu bringen, um Vergebung zu bitten. Dass mir Schuld vergeben wird und ich anderen auch vergebe, dass die Liebe Raum hat, das ist das wichtigste. Die perfekte Welt werden wir nicht erreichen. (Damit meine ich nicht, dass ich der neuen Bundesregierung nicht viel zutraue! Aber dazu nächstes Jahr mehr.) Frohe Weihnachten!

 

 

Generationswechsel

Ich mache immer gern etwas Neues. Umziehen, neue Aufgaben, das passt. Die erste Phase meines Berufslebens habe ich das in den beiden Stellen verwirklicht. Da gab es so viel Neues zu lernen und so viele neue spannende Herausforderungen, kein Wunder in der Medienwelt.

Hier in Chemnitz seit zwölf Jahren kamen dann innerhalb meiner freiberuflichen Existenz neue Aufgaben auf mich zu. Auch freiwilliges Engagement, denn solche Tätigkeiten sind genau so wertvoll. Lest dazu mal Nico Paech! Dessen Ideen lernte ich ziemlich am Anfang der Zeit in Chemnitz kennen, durch einen Vortrag in der Volkshochschule, den Manfred Hastedt organisiert hatte. Der übrigens seit gestern als Leiter des Umweltzentrums in Rente ist. Und weiter aktiv bleiben wird.

Bei mir ist natürlich die eigene Rente noch nicht in Sichtweite. Aber wenn ich immer neue Aufgaben begeistert anpacke – in der Politik, mit dem Verein Brückenbauer Chemnitz e. V. in der Flüchtlingshilfe – dann stellt sich die Frage: Und was machst du mit den alten Aufgaben?

Solche Fragen überhöre ich gerne … Staune nur mal, welche Hobbies es gibt, für die Menschen Zeit haben. Doch seit einiger Zeit tauchten junge Leute in unserem kreativen Stadtteil Sonnenberg auf, so Ende Studium, Anfang Berufstätigkeit, die in dem Bereich Stadtteil-Öffentlichkeitsarbeit aktiv wurden. Idee: Da könnte ich doch den Vertrag für die Sonnenberg-Website mit der Stadt abgeben, wenn ich ihn an eine kompetente Person übergeben kann?

Vielleicht war ich dafür durch eine Predigt in der Lutherkirche zum Generationswechsel sensibilisiert worden. Als ich Mitte der 80’er ins Arbeitsleben einstieg, war jemand mit 60 Jahren schon dabei, seinen Abschied aus dem Job zu planen. Oder die anderen planten für ihn, denn wir vielen Babyboomer drängten nach. Nach dem Medizin- oder Lehramtsstudium fanden meine Altersgenoss*innen keine Anstellung, stellt euch vor! Ich hatte die passende Nische mit meiner Biographie und bekam ohne lange Umwege eine richtige Arbeit. Heute ist das schwieriger, um so eher will ich ein Stück aktiv abgeben. Ein kleines Stück, muss ich ehrlicherweise sagen.

Das ist jetzt gelungen. Hier mein Abschieds-Posting. Ein gutes Gefühl, und ich bin gespannt, wie es mit der Website weiter geht.

 

 

#Corona: Das Risiko und die Nachrichtenlage

Baum

Noch eine Geschichte zum Baum*

„Weihnachten ist Kommunikation“ hieß mein erster vorweihnachtlicher Blogbeitrag hier 2012. Dass ich auch schon mal Weihnachten nur zu zweit ohne Festessen gefeiert habe und das in Anbetracht der wahren Weihnachtsgeschichte mit der Verkündigung der frohen Botschaft auch ok ist, schrieb ich damals. Und 2014 über die Krise der Innenstädte, dass der Weihnachtsmarkt wie in Chemnitz zwar für Atmosphäre sorgt, aber das Geld doch vermehr in den Onlinehandel fließt.

Und ähnlich kritische Anmerkungen in den folgenden Jahren, immer mit der Zuversicht, dass Gott doch mit seiner Welt seinen Weg geht. Dass der immer größere Feier- und Geschenkewettbewerb eher zu Stress führt statt zur Freude, auch das ist im Grunde ein Allgemeinplatz geworden.

Aber wie ist es, wenn wirklich die verzweifelten Versuche, eine Pandemie zu stoppen, die Weihnachtsfeiern ausbremsen? Darauf gibt es ehrlich keine Antwort. Jeder Antwortversuch wie s.o., dass es auch sein Gutes hat, führt zu neuen Fragen. Was ist mit den Flüchtlingen, zum Beispiel in der Erstaufnahme, die nicht mal selbst kochen können, die ihre „triftige Gründe“, das Gelände zu verlassen, nachweisen müssen. Oder die in einem Heim untergebracht sind und seit Monaten nicht mal niemand zu sich einladen dürfen. Oder die irgendwo in einem Land auf der Flucht hängen geblieben sind. Dann sind wir gleich bei den Alten im Pflegeheim, wo sich das „rundum versorgt und sicher“-Versprechen als Zwang zu Einsamkeit enthüllt.

„Es ist ein Risiko.“ Ich könnte jetzt schnell schreiben, dass das die eigentliche Frage der Menschheit ist, wie sie damit umgeht. War Eva risikobereit, als sie sich auf den Dialog mit der Schlange einließ? Wie viele Selbststände ohne dickes Finanzpolster haben sich das 2020 gefragt, als der Spruch „Wer wagt, gewinnt“ sich auf Grund vorher unbekannter Risiken als trügerisch entpuppte. Das macht die Nachrichtenlage spannend, das ist die Aufgabe an den Newsdesks: Die richtige Balance zu finden zwischen dem Neuen und dem Bekannten, das Neue in das Bekannte einzuordnen, die Geschichte weiter zu erzählen. Gerade in einer Zeit mit vielen festen Erzählmustern wie Weihnachten ist das eine Kunst oder Übungssache.

Jetzt brach aber ein neues Risiko, außerhalb der Raster stehendes, wie die Pandemie in die Nachrichtenlage ein. Nach dem Frühjahr dachten viele, das Thema sei durch. Aber mit der zweiten Welle hat es sich aufgefächert, die einen wollen sich schützen, solidarisch sein. Die anderen probieren den Aufstand, parieren die Nachrichten mit Leugnen und Forderungen nach perfekten Lösungen seitens der Politik. Und dazwischen die Betroffenen im medizinischen Betrieb oder auch auf den Friedhöfen, die verzweifeln, weil sie ihre Arbeit nicht schaffen. Und die Probleme der Geschäfte, Restaurants, Kunstschaffenden werden in diesem neu entfachten Konflikt zwischen Staat und #Coronaleugnern verdrängt.

Kaum kam eine gewisse Hoffnung durch Impfstoffe, die gute Nachricht vom Sohn eines türkischen eingewanderten Ford-Arbeiters (Da muss irgend etwas richtig gelaufen sein, dass es die Firma BioNTech gibt!), kaum kam diese Hoffnung, da ist die Rede von der vielleicht noch ansteckenderen Mutation aus Großbritannien.

Und damit sind wir auf dem besten Wege, die freie Zeit durch eingesparte Weihnachtsvorbereitungen oder letzte Bummel über den Weihnachtmarkt in die Medien zu stecken. In das Verfolgen der Kanäle, selbst posten, lesen, nachlesen, gründlicher lesen, mehr posten … .

Aber fand nicht das Ur-Weihnachten komplett am Rande der großen Nachrichtenlage statt? Noch nicht mal im Palast des Herodes, geschweige denn in den Machtzentren der damaligen Zeit wurde der Retter geboren?

Der Gedanke ermutigt mich, Weihnachten 2020 mehr am Rande des Nachrichtenstroms zu verbringen. Anderen zuzuhören, Beziehungen zu vertiefen. Allein oder gemeinsam (zum Beispiel in einem längeren Telefonat oder privaten Online-Meeting) auf die Botschaft der Engel in diese Zeit zu hören. Dem nachzusinnen.

„Aber das könntest Du doch auch öffentlich mit Deiner digitalen Person machen, gerade jetzt ist das wichtig“, meldet sich die innere Stimme. Nein, beides zugleich kann ich nicht. Das werden andere tun. Davon kenne ich viele. Gut, dass es Euch gibt. Frohe und gesegnete Weihnachten!

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*Ein Bild muss sein. Ein Screenshot vom Handy? Nein, einfach den Baum, den U. wie in den letzten Jahren geschlagen hat auf seinem Grundstück. Der in der Chemnitzer Brücke steht. Den S. geschmückt hat. Ohne klar zu haben, was drumherum passiert, denn eine Feier in der bekannten Form kann es nicht geben. Aber es ist ein Symbol.

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Und aktuell so?

Diesen Post widme ich all denen, die vielleicht mal auf der Seite nachschauen, was ich so als Journalistin mache. Schließlich ist die Website in meinem privaten Absender angegeben, wenn ich sie nicht rauslösche. Und ich surfe auch gerne mal auf den Webseiten anderer, klar.

Vielleicht hat mich als erstes ein Satz von Erich Kästner zum Schreiben ermutigt, was er einem Lexikon-Hausierer an der Tür entgegnete: „Das, was wir lesen, schreiben wir selbst“. Den Witz habe ich damals verstanden, obwohl die Zeit der Hausierer schon lange vorbei war. Kinder, wisst ihr noch, was ein Lexikon ist?

Im Moment lese ich aber mehr von anderen. Schreiben tu ich vor allem für meine zentralen Veröffentlichungsorte im Stadtteil Sonnenberg und in anderen Websites und social media. Später wieder mehr.

Und aktuell so? „Geschichte schreiben“ fällt mir ein. Und wenn es nur ein Komma in der Chemnitzer Lokalgeschichte ist, was ich schreibe, das ist im Moment mein Mandat. Chemnitz ist es wert.

Neujahrsputz: Der Müll und die Stadt

Ich habe mich in den letzten Wochen verstärkt mit Müll beschäftigt. Nicht wegen Weihnachten, obwohl ich da auch mal über den Kontrast nachdachte zu unseren Feiern, nach denen die Tonnen überquellen, und der Krippe mit dem größten Geschenk „in Windeln gewickelt“ damals. Nein, weil im Stadtrat und im Betriebsausschuss, der für die Stadtreinigung zuständnis ist, das Thema auf der Tagesordnung stand. Und weil ich seit Jahren höre und selbst erlebe, wie Müll im Blickfeld auf Straßen und Plätzen die Leute stört. „Man kann nicht nicht kommunizieren“, dieses Zitat von Watzlawick trifft auch auf die Stadt zu. „Die Stadt spricht mit mir,“ so nenne ich es. Da kann die Stadt von sich sagen, sie habe diese und jene positive Eigenschaften, sich über das Weiterkommen auf dem Weg zu Kulturhauptstadt freuen, aber wenn draußen Müll rumfliegt, spricht der lauter als das Citylight-Plakat daneben.

Ich meine, die Stadt muss schnell etwas dagegen tun. Zu erklären, dass wilder Müll nicht sein müsste und sowieso verboten ist, soweit sind wir schon in Chemnitz. Und wir haben einen Stadreinigungsbetrieb, der „es wegschafft“, so sein Motto. Aber das kostet natürlich, und vor lauter Angst vor erhöhten Gebühren wurde das Problem bisher nicht wirklich angegangen. Jetzt hatte die CDU im Dezember einen Antrag für ein sehr langfristiges Sauberkeitskonzept zum Beschluss vorgelegt. Ja, warten die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unzufriedenheit auf den Tag x?  Wenn doch Probleme wie fehlende Mülltonnen in Parks und bürokratische Wege offensichtlich sind? (Zum Beispiel kannst du in Chemnitz einen Antrag stellen, wenn du Müll melden willst. Anderswo gibt es dafür eine einfache Möglichkeit, man wird geradezu aufgefordert, so etwas zu melden.)  Zu Recht nicht, finden wir Grünen, brachten einen Änderungsantrag ein mit kurzfristigen Maßnahmen und einer Mitmachkampagne, und siehe da, er fand die Mehrheit. Auch eine Weihnachtsfreude.

Mein aktiver Stadtteil Sonnenberg hat mich darauf gebracht, selbst aktiv zu werden, und dadurch mit der Gruppe „Grüne Ideen Sonnenberg“ das Müllproblem gründlicher zu recherchieren und Ideen zu sammeln. Gestern haben wir einen Neujahrsputz veranstaltet. Es gibt schon lange den Frühjahrsputz, den die Stadtreinigung ausruft und derauf dem Sonnenberg von Hanna Remestvenska und dem Stadtteilmanagement organisiert wurde. Da sind an einem Tag 200 Leute in verschiedenen Gruppen aktiv. Nach diesem Modell hatte ich vor ein paar Jahren einen vorweihnachtlichen Putz initiert, zusammen mit Adel Matar, der eine Flüchtlings-Ehrenamtlichengruppe gegründet hatte. Gestern also das erste Mal ein Neujahrsputz, zusammen mit Ingrid Bartl von der katholischen Gemeinde St. Joseph.

Der Müll spricht, die Presse griff meine Pressemitteilung auf und berichtete vorab. Auch über Facebook und die Terminkalender auf der grünen Website und der Sonnenberg-Seite habe ich eingeladen. Und persönlich die Freunde aus der Chemnitzer Brücke sowie die osteuropäischen Männer, die bei den Mutter-Teresa-Schwestern im Stadtteil wohnen. Ungefähr zu einem Drittel waren diese verschiedenen Gruppen dabei, mit Anwohner*innen und Grünen wie Franka Berger aus unserer Nachbarschaft und Bernhard Herrmann, meinem Stadtratskollegen. Alles in allem waren wir am Ende circa 30 Leute. Seit einiger Zeit hat der Stadtteilmanager mit Geld aus diversen Quellen Müllgreifer und Gebührenmarken angeschafft, so dass es viel weniger Organisationsaufwand war als früher.

Die Zeitungen haben das gute Beispiel verbreitet, in der Freien Presse und in der Chemnitzer Morgenpost. Vielen Dank! Schön war auch, dass wir uns dann im Bürgerzentrum Sonnenberg beim Bürgercafé aufwärmen konnten. Diese Einrichtung fand großes Interesse, außer Ingrid und Bernhard und Adel war wohl noch niemand dort gewesen. Und die alten Damen dort sahen wiederum, wer ihren Stadtteil säubert. „Die Stadt spricht“, was ich tue, spricht. Das ist eine Neujahrsbotschaft. Darauf wird geantwortet. Avat Hosseinikakehrash erzählte erstaunt und erfreut: „Als wir sauber gemacht haben, kam eine Familie aus einem Haus und hat gefragt, warum wir das tun. Ich habe gesagt, ‚das tun wir für euch‘, und sie haben danke gesagt und uns umarmt.“

 

Petition: Mit Migration gewinnen

Ich bin ein aktiver Mensch. Das Schlimste als Kind war für mich Langeweile. Ich glaube, das ist es für alle Kinder, wenn sie nicht durch Ablehnung („nun sei doch mal ruhig“) davon abgebracht werden. Schlimm 🙁 !

Deshalb bin ich auch gegenüber Geflüchteten immer eher in der Rolle: „Probier mal, was du tun kannst“. Wer arbeiten will und die Fähigkeiten hat, sollte es auch dürfen. Die ganze Angst, zu viele „Pull-Faktoren“ für Migration zu schaffen, kreuzt sich inzwischen mit dem Arbeitskräftemangel. Wenn eine Firma jemand einstellen will, der nicht von hier ist, dann soll es ihr leicht gemacht werden. Kontrolle, ob auch wirklich Mindestlohn gezahlt wird, muss natürlich sein, aber durch Bürokratie abzuschrecken ist der falsche Weg.

Nachdem im Sommer der jahrelang gewünschte „Spurwechsel“ vom Asylsystem in die Arbeitsmigration nicht gelungen ist, soll Sachsen wenigstens selbst tun, was es kann. Dazu müssen bei den  Koalitionsverhandlungen Maßnahmen verabredet werden. Denn je mehr Migranten in einer Arbeitsstelle das Bild in den Köpfen positiv mitbestimmen, desto besser kommen wir mit der notwendigen Migration klar.

Ausgehend von dem Beschluss auf der Grünen Landesdelegiertenversammlung am 12. Oktober, dass wir Koalitionsverhandlungen aufnehmen wollen, habe ich aus dem Sondierungspapier die entsprechenden Passagen in einem Appell zusammen gestellt. Mit einigen aus der Landesarbeitsgemeinschaft Migration haben ich das besprochen. Für online wurde mir open.petition empfohlen, ein guter Tipp. https://www.openpetition.de/verwaltung/petition/mit-migration-gewinnen-appell-an-die-saechsischen-koalitionsverhandlungen-zu-arbeit-von-fluechtlinge

 

 

Stadträtin

Ich bin wirklich als Stadträtin gewählt worden. Am 21. August ist die erste Sitzung. Eine neue Lebensphase beginnt mit diesen voraussichtlich fünf Jahren im Ehrenamt in unserem schmucken Rathaus. Und wenn ich wie von mir gewünscht in den Sozialausschuss gehe, dann rücke ich damit den Themen meiner früheren journalistischen Arbeit wieder näher.
So weit erst mal!

Politik & Engagement

Politik & Engagement, diese Kategorie in meinem Blog wird in den nächsten Wochen wieder besonders stark meinen Alltag bestimmen. Ich bin erneut als Nummer 1 auf die Liste des Wahlkreises 2 gewählt worden. Am 26. Mai ist die Wahl. Vor fünf Jahren habe ich hier noch etwas zurückhaltender darüber sinniert.  Doch als das Ergebnis knapp ausfiel, es fast gereicht hätte, und ich in Bernhard Herrmann, dem Halb-Sonnenberger, der neu als fünfter in die grüne Ratsfraktion gewählt worden war, einen enagierten Partner fand, habe ich einfach weitergemacht. Mit einer Gruppe haben wir im Laufe der Jahre viele Themen beackert.

Warum nur beschreiben, warum nicht versuchen, dass sich etwas ändert? Als Pressesprecherin der Diakonie Hamburg gehörte die politische Lobbyarbeit über die Medien klar zu meinen Aufgaben. Über das Schreiben und Veröffentlichen in den verschiedensten Themenbereichen habe ich viel Hintergrundwissen. Und ich gehe gerne hin zu den Menschen, rede mit ihnen. Stadträtin wäre ein Amt, bei dem ich all das einbringen kann.  Schaun wir mal.

ich weiß, etwas zu verändern, ist mühsam. Das sehe ich an meinem alten Lieblingsthema Pflege. Jetzt erst startet der neue Pflege-TÜV, und Professor Wingenfeld ist noch dabei. 2011 habe ich mit ihm gesprochen: „Forscher machen erstmals gute Pflege messbar“.

Vier Jahre dauerte diese Fußwegsanierung auf dem Sonnenberg. Aber die Betroffenen freuten sich und schickten eine Dankekarte zu Weihnachten. Ich weiß nicht, was Wingenfeld jetzt sagt. Wenn ich Zeit habe, frage ich ihn. Hier weiß ich, Engagement lohnt sich.

 

Weihnachten in #Chemnitz

Vor neun Jahren feierte ich das erste Mal Weihnachten in Chemnitz.

Damals war es das exotisch-liebenswerte Großstädtchen ganz weit hinten, unbekannt bei den meisten. Das Aschenputtel neben Dresden und Leipzig, so wie mein Stadtteil Sonnenberg der mit dem schlechten Ruf. Beide zeigten mir immer mehr seine guten Seiten. Alte und viele neue, die sich von sanierten Bauten bis zu einem bunteren Stadtleben mit neuen Bewohnern entwickelten. Und die ich erst mit dem privaten Blog und dann mit dem Auftrag der Sonnenberg-ÖA nach Kräften an die Öffentlichkeit brachte und bringe.

Doch da mit einem Mal wurde Chemnitz Ende August auf eine andere Stufe medialer Präsenz katapultiert. Der Sonntagmittag beim Stadtfest, als ich die Nachricht las, ein Mann sei von einem Flüchtling erstochen worden, weil er Frauen beschützen wollte. Später die Meldung der Polizei, der Grund sei nicht erwiesen, aber da war es schon zu spät. Schlimm genug, dass ein Mensch erstochen wurde, da hatte jemand bei der BILD auch noch ein Feuerzeug an ein Pulverfass gehalten. Auf dem Weg später ins Stadzentrum begegnete mir erst eine jüdische Einwanderin, dann eine in der Flüchtlingshilfe aktive gebürtige Libanesin, beide mitKopfschütteln, Entsetzen, was da in der Stadt los sei. Da war der erste Aufmarsch der rechten Hooligans und Konsorten gelaufen, mit der Hetzjagd auf Flüchtlinge an der Zentralhaltestelle. Als ich am Montagabend die Zeit bei den Freunden des Opfers verbrachte, lief die große rechte Demo, aus der heraus Gegendemonstranten angegriffenwurde, weil die Polizei nicht stark genug war. Schlimme Bilder waren zu sehen, wie Rechte zu einem aus seiner Wohnung filmenden jungen Flüchtling hochschauten und die Geste des Halsabschneidens machten.

Mit Zaher und Massumeh bei der Kundgebung der Kirchen am 2. September.

Das betraf mich in starkem Maße, zuerst als Vorsitzende derBrückenbauer Chemnitz e. V., als Mitstreiterin dieserFlüchtlingsarbeit. Dass der Osten für sie nicht so toll ist, mehr Fremdenfeindlichkeit, weniger Infrastruktur durch länger ansässige Landsleute, das fanden die Geflüchteten sowieso schon. Aber jetzt bekamen auch die Unerschrockenen Angst. „Dazu muss etwas gesagt werden auf der Kundgebung der Kirchen am Sonntag“, fand ich. Und wurde mit eingeladen, so dass Zaher Ataie, Sadegh Moussavi undMassumeh Banbertina und andere ihre Situation deutlich machenkonnten. Das Reden von mehr Abschiebung muss aufhören, das nehmendie Rechten nur als Bestärkung für ihre Angriffe, mahnte ich.

Stark engagiert war ich natürlich auch politisch, machte selbst bei Gegendemonstrationen mit. Wir mussten erleben, wie der Beamte, der eigentlich für den Schutz der Verfassung zuständig war, sich ins Zentrum einer Nebendiskussionstellte, ob es „Hetzjagden“ gegeben habe. Als ob wir nicht genug Straftaten typisch rechter Couleur erlebten in den kommenden Wochen.

Nein, abwiegeln hilft nicht, das wusste ich als Journalistin und langjährige Pressesprecherin genau. Mit dieser beruflichen Seite war ich auch wieder gefragt, obwohl ich erst recht keine Zeit hatte, selbst Artikel zu schreiben. Aber das Kölner Domradio interviewte mich, dort hatte jemand den Blog gelesen.

Und ich wurde von Flüchtlingen angesprochen, etwas in die Öffentlichkeit zu bringen. Zunächst bei einer schönen Geschichte, wie einige von ihnen einen Suizidanten vom Sprung in den Tod abgehalten hatten.Da war gerade ein Iraner auf der Schlossteichinsel von der Gruppe„Revolution Chemnitz“ verletzt worden: „Wir werden von Deutschen angegriffen, aber wir helfen Deutschen“, sagten sie.

Und dann, als der Besitzer des persischen Restaurants Safran attackiert wurde. Als ich mich 2015 an einer Serie politischer Friedensgebete in der Innenstadtkirche St. Jacobi beteiligt hatte, hatte ich den Besitzer mit seiner Unterstützerin dazu eingeladen. Es ging um Lage von Flüchtlingen aus dem Iran. Erst im April hatte er sein Lokal eröffnet. Als dort Scheiben eingeschlagen wurden, ein Hakenkreuz aufgeschmiert, telefonierten wir von derChemnitzer Brücke aus mit dem Wirt, als gerade unser Bürgerpolizist zur Sprechstunde da war. Kurze Zeit später war der Wirt selbst angegriffen worden. Er lag im Krankenhaus und war hin- und hergerissen zwischen der – auch seelischen – Verletzung und dem Gefühl, nicht aufgeben zu dürfen, „sonst hätten die Nazis gewonnen“. In diesen Tagen durfte ich ihn bzw. die kleine Truppe inseinem Lokal begleiten, helfen, mit dem Medienansturm klarzukommen – eine besondere Etappe meiner Krisen-PR. Und erlebte, wie er wieder genas und zum starken Sprecher wurde. Wenn er seinen Satz zum x. Malewiederholte, dass 90 Prozent der Chemnitzer nicht böse seien, dann war er viel glaubwürdiger als die Empörten, die sich über dieMedien aufregten.

Auch selbst wurde ich gefragt, sprach mit Journalistinnen und Journalisten, gerne in der Chemnitzer Brücke. Oft war es mehr ein Hintergrundgespräch, ich vermittelte andere Partner, zum Beispiel Thaer Ayoub, der als Syrer für seine neue Heimat Chemnitz kämpft. Manchmal wurde ich auch selbst zitiert.

Durch die Dramaturgie der rechten Angriffe, einer nach dem anderen, danach der 9. November, dann der Besuch der bei den Rechten verhassten Kanzlerin, war für die „Weiterdrehe“ gesorgt.

Und jetzt kommt Weihnachten – wieder ein Anlass, nach #Chemnitz zu schauen, weil der Kontrast zum Weihnachtsmarkt so prägnant ist. „Mölln“ und „Rostock-Lichtenhagen“ sind Symbole geworden, da hat es meine Stadt noch besser, weil hier mehr los ist. Wir müssen nur entschieden fremdenfreundlich handeln, nicht bloß abwarten, dass es „wieder ruhig wird“. Ob das gelingt? Wir beten dafür.

Freunde aus der Chemnitzer Brücke basteln Sterne mit Kindern und Erwachsenen im Tietz bei der Interkulturellen Weihnachtsfeier.

Weihnachten feiere ich wie in den Vorjahren mit Flüchtlingen. Wir feiern den Geburtstag von Jesus, den etliche zu ihrer Freude als Erlöser kennen gelernt haben. Ich war in diesem Jahr öfters bei Taufen zu Gast. Ja, es sind nicht so helle Zeiten der Geschichte wie vor neun Jahren, als ich mitten im der ungetrübten Feierfreunde „20 Jahre friedliche Revolution“ hier ankam. Ja, wir brauchen Hilfe, die Chemnitzer Brücke wünscht sich Spenden. Aber ich fühle mich am richtigen Fleck. Es war ein anstrengendes Jahr. Immer wieder werde ich danach gefragt, gerade in dieser weihnachtlichen Zeit. Hier erzähle ich. Und wünsche von Herzen eine aufmerksame Adventszeit und fröhliche Weihnachten.